Während der 1920er Jahren war die Weimarer Republik ein freier, demokratischer Staat, in dem das ungewöhnliche künstlerische und kulturelle Leben aufblühte. In den letzten Tagen des Januar 1933 kam es jedoch zu Ereignissen, die für das weitere Schicksal Deutschlands ausschlaggebend waren. Die in demokratischen Wahlen siegreiche nationalsozialistische Partei, deren Führer Adolf Hitler war, übernahm die Regierung. Dadurch gelang es Hitler in sehr kurzer Zeit, sich den Verwaltungs- und Polizeiapparat Deutschlands unterzuordnen, indem er schrittweise weitere Bürgerfreiheiten abschaffte und die oppositionellen Abgeordneten aus dem Parlament ausschloss. Aus heutiger Perspektive könnte man sagen, dass die Partei Hitlers eine extreme Gruppe war, die es dank brutalem Terror schaffte, das demokratische Land in ein Gefängnis zu verwandeln. Man kann jedoch den Nationalsozialisten eine gewisse politische Gewandtheit und ein ausgezeichnetes Gefühl für Stimmungen in der Gesellschaft nicht absprechen. Es fanden nicht viele Proteste statt und es gelang ihnen, eine fast unbegrenzte gesellschaftliche Unterstützung für ihre Maßnahmen zu generieren, welche in kürzester Zeit – bereits sechs Jahre später, im Jahr 1939 – zum Beginn des blutigsten Konflikts in der Geschichte der Menschheit, zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führten".
*Der Text wurde veröffentlicht in: "Das (un)sichtbare Erbe. Gedanken über den Kreisauer Kreis", Tomasz Skonieczny (Hg.), Wrocław 2017.