Das Dorf Kreisau
Kreisau (Krzyżowa) ist ein kleiner Ort in Niederschlesien, in der Nähe von Schweidnitz (Świdnica), rund 60 km südwestlich von Breslau (Wrocław) entfernt.
In dem entlang des Weges zwischen Gräditz (Grodziszcze) und Wierischau (Wieruszów) gelegenen Kreisau leben etwa 200 Menschen. Obwohl der Ort etwas abseits liegt, verfügt er über eine relativ gute Bus- und Bahnverbindung mit Schweidnitz, Reichenbach (Dzierżoniów) und Breslau.
Im Jahre 2000 feierte Kreisau ein ganz besonderes Jubiläum: Vor 750 Jahren wurde Kreisau unter dem Namen Crisova zum ersten Mal in einer päpstlichen Urkunde erwähnt. Den Ort gab es freilich viel länger, ehe er in diesem mittelalterlichen Text Erwähnung fand. Möglicherweise geht der Name auf das Wort crisanus, sprich Christ, zurück. Wahrscheinlicher scheint es aber zu sein, dass es mit dem tschechischen Wort križu, d. h. frisches Eis, Eisscholle, im Zusammenhang steht. Bis 1930 lautete seine amtliche Schreibform Creisau.
Das Schicksal Kreisaus war eng mit dem benachbarten Schweidnitz verbunden. Der Ort wurde zweimal nahezu vollständig zerstört – zum ersten Mal bei dem Einfall von Tataren 1345 und dann während des Dreißigjährigen Krieges 1618-1648. Nach diesen Ereignissen kehrte im Dorf erst im 18. Jahrhundert Ruhe ein. 1785 zählte Kreisau 168 Einwohner.
Unter den Besitzern von Kreisau finden sich in den Quellenmaterialien – angefangen von 1338 – in Deutschland bekannte Namen: Haugwitz, Weidlich, Reibnitz und Zedlitz. Im 19. Jahrhundert wurde das Dorf von der Familie Dresky erworben. Die verwitwete Emmy von Dresky verkaufte Kreisau – mit dem zum Gut gehörenden Ländereien in Nieder-Gräditz (Grodziszcze Dolne) und Wierischau – Feldmarschall von Moltke. Im Besitz der Familie blieben die Güter bis 1945.
Die Geschichte dieses Ortes ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Familie von Moltke verbunden. Helmuth Carl Bernhard von Moltke kaufte damals das Gut und ließ sich hier mit seiner Familie nieder. Dank seinem Neffen Helmuth James von Moltke fanden hier die Treffen des Kreisauer Kreises, einer Gruppe von Gegnern des Nationalsozialismus, statt.
Das Dorf wurde auch wegen eines Ereignisses aus der jüngsten Geschichte – der Versöhnungsmesse, die auf dem Hof des heutigen Begegnungszentrums am 12. November 1989 gefeiert wurde –, bekannt. Der polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl gaben damals einander symbolträchtig ein Zeichen des Friedens.